03.09.2007
 

Christian Schürhoff ist Stadtkaiser

Ein jubelnder Kaiser: Christian Schürhoff (Maximilian Fitting)Greven. Er will es werden. Definitiv. Mit festem Schritt tritt er, vorbei am rot-weißen Flatterband, zum Schrotgewehr. Seine Anhänger jubeln ihm laut zu, feuern ihn an. Kurz gezielt, abgedrückt – und dann ein lauter Knall. Es ist exakt 19.34 Uhr, als der Vogel fällt. Greven hat einen neuen Kaiser. Die Menge jubelt, Christian Schürhoff dreht sich zu ihnen und reißt vor Freude die Arme in die Luft. Seine Schützenbrüder von der Friedrichsburg kann nichts mehr halten. Von allen Seiten stürmen sie auf ihn zu, herzen, umarmen und gratulieren ihm. „Einfach nur geil“, sagt Grevens neuer Stadtkaiser ins Mikro von Chef-Organisator Richard Ebbigmann kurz nach seinem Volltreffer. Für viel mehr Worte hat er auch keine Zeit. Die Schlange der Gratulanten wird nicht kürzer. Allen voran will Bürgermeister Peter Vennemeyer seinem „Mitregenten“ gratulieren. „Ich wollte es wirklich werden. Ich hab´ einfach drauf gehalten und getroffen“, sagt Schürhoff später auf der Bühne. Fast 30 Minuten sind vergangen seit dem Kaiserschuss. Doch schon so richtig fassen kann es Christian Schürhoff noch nicht. Über beide Backen strahlend winkt er der Menge zu, alle paar Minuten hebt er den linken Daumen triumphierend hoch. „Ich habe die Jahre genossen und viel Freude gehabt“, nimmt Hans Völkert etwas traurig Abschied von seiner dreijährigen Amtszeit als Stadtkaiser. „Wenn du einen Rat brauchst, kannst du dich gerne melden“, bietet er seinem Nachfolger an und überreicht die Kaiserkette.
Bereits am Samstagnachmittag hatten sich an die 600 Schützenbrüder mit ihren 52 Kaisern aus 18 Vereinen auf dem Grevener Marktplatz versammelt, um mit einem Sternenmarsch Richtung Niederort aufzubrechen. „Ein beeindruckendes Bild“, freute sich Bürgermeister Peter Vennemeyer. Hunderte von Schaulustigen waren gekommen. Schützenbrüder aus drei Vereinen präsentierten gemeinsam einen Fahnenschlag zu Ehren des scheidenden Kaisers, ehe es in den Niederort ging.
„Ich hab gedacht mich haut´s um“, erzählte Richard Ebbigmann, Organisator des Schießens und eigentlich Kassierer der Vereinigten Schützengesellschaften. Selbst auf dem Weg zum Niederort standen Grevener an den Straßen, um Zeuge der des langen Zuges der Schützenvereine zu sein. Vorne weg liefen Kinder mit selbst gemalten Schildern mit den Vereinswappen darauf. Im Niederort wurden diese als Zeichen der Gemeinsamkeit an einem extra konstruierten Wappenbaum aufgehängt. „Der Wappenbaum könnte jeden Kreisverkehr zieren“, scherzte Dirk Pomplun, Erster Vorsitzender der Vereinigten Schützengesellschaften, in Richtung Vennemeyer, der Beifall klatschend zustimmte. Lange hat´s gedauert bis der Vogel fiel. Fast eine Stunde schossen die Könige und Königinnen aller Vereine mit der Schrotflinte. Vorher ging´s dem Vogel über zwei Stunden lang mit dem normalen Gewehr an den Holzkragen. Die einen hielten mit dem Großkaliber voll drauf und ärgerten sich, den Vogel nicht geholt zu haben. Andere zielten extra daneben und wischten sich den Angstschweiß von der Stirn, als die Kugel dennoch traf. Doch Christian Schürhoff wollte es werden, aus vollem Herzen. Auf der „Oldie Night“, mit der die Schützen ihren Kaiser feierten, hat er gewiss die Zeit gefunden, um sein Glück zu fassen. Wenn nicht, dann gewiss spätestens am Sonntagmorgen. Und dann hat er gewiss noch einmal den Daumen gehoben. Mit einem breiten Lächeln. Dem Lächeln eines Kaisers.
Quelle: Westfälische Nachrichten (Greven) aus
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